In nur wenigen Wochen wird in der größten Demokratie der Welt ein neues Parlament für eine fünfjährige Amtszeit gewählt. Der seit zehn Jahren amtierende Premierminister Narendra Modi hofft, Indiens Wählerschaft erneut für sich gewinnen zu können. Modis Bharatiya Janata Party (BJP) tritt gegen den Indischen Nationalkongress, der das Land nach der Unabhängigkeit 1947 die meiste Zeit regiert hatte, und mehrere regionale Parteien an. Politische Parteien aller Couleur bemühen sich, Allianzen zu schmieden, bevor der landesweite Wahlkampf an Fahrt gewinnt.

Werden die Wahlen zu einer Fortsetzung der bisherigen Politik führen oder einen politischen Kurswechsel einläuten? Diese Frage beschäftigt die Anleger am meisten. Modis Anhänger interpretieren die Erdrutschsiege seiner Partei bei Regionalwalen in mehreren Bundesstaaten Ende 2023 als klare Bestätigung seiner wachstumsorientierten Politik. Eine Kombination mehrerer Faktoren hat Indiens globales Profil gestärkt: eine boomende Wirtschaft, die schnelle Digitalisierung der Wirtschaft, ein vereinheitlichtes Steuersystem, das mehr Geld in die Staatskassen schwemmt und die Haushaltskonsolidierung vorantreibt, eine nachlassende Kerninflation und ein Aktienmarkt, der vor kurzem auf US-Dollar-Basis neue Allzeithochs markiert hat (etwas, das unter den großen Volkswirtschaften ansonsten nur den USA gelungen ist).

Strukturelle Faktoren als Wachstumstreiber

Während der Rest der Welt mit hohen Zinsen und einer schwachen Wachstumsdynamik zu kämpfen hat, rechnet die indische Zentralbank für Indiens Wirtschaft in den nächsten beiden Haushaltsjahren mit einem Wachstum von 7 %. Damit wäre Indien die am schnellsten wachsende große Volkswirtschaft der Welt. Im Vergleich zu China, dessen Attraktivität durch seinen angeschlagenen Immobiliensektor und das angespannte Verhältnis zu den USA gemindert wird, überzeugt Indien mit einer hohen Nachfrage durch eine relativ junge Bevölkerung, wettbewerbsfähigen Arbeitskosten, einer im Vergleich zu anderen Ländern relativ geringen Verschuldung und einem zunehmend günstigen Umfeld für Unternehmen.

 

Dabei könnten mehrere Faktoren dafür sorgen, dass die aktuelle Wachstumsdynamik anhält: zum Beispiel die gezielten staatlichen Maßnahmen zur Stärkung des verarbeitenden Gewerbes, höhere Investitionen des öffentlichen und privaten Sektors und die weltweiten Bemühungen um eine Verringerung der Abhängigkeit vom Produktionsstandort China nach den Lieferengpässen der Corona-Jahre. Das 26 Milliarden USD schwere Anreizsystem der indischen Regierung zur Förderung der inländischen Produktion soll das verarbeitende Gewerbe stärken und seinen Aufstieg in der Wertschöpfungskette vorantreiben.

 

Der Internationale Währungsfonds prognostiziert, dass die indische Wirtschaft im weltweiten Ranking bis 2027 von aktuell Platz 5 auf Platz 3 aufsteigen wird. Wir glauben, dass Indien sein robustes Wachstumstempo dank positiver struktureller Faktoren und gezielter politischer Maßnahmen in den nächsten Jahren fortsetzen können wird.

Aktienkurse durch inländische Ersparnisse beflügelt

Dieser Optimismus spiegelt sich am Aktienmarkt wider, der zunehmend von inländischen Ersparnissen angetrieben wird, was dazu beiträgt, eine übermäßige Volatilität abzufedern. Viele Millionen indische Sparer legen regelmäßig Geld in indischen Aktien an – jeden Monat rund 2,5 Milliarden USD. Hinzu kommen die Investitionen von Pensionsfonds, ausländischen Investoren und Lebensversicherungsgesellschaften. Einige warnen, dass indische Aktien nach dem anhaltenden Aufwärtstrend der Aktienkurse in den letzten Jahren inzwischen teuer sind. Doch auch wenn indische Aktien im Vergleich zu anderen Märkten sicherlich nicht günstig sind, sollte nicht vergessen werden, dass die Unternehmensgewinne weiter positiv überrascht haben, was die Bewertungen rechtfertigt.

 

Ein wichtiger Aspekt ist der breit angelegte Anstieg der Aktienkurse über verschiedene Sektoren und Kategorien hinweg. Dadurch unterscheidet sich Indien von den USA, wo die Big Tech-Werte – die „Magnificent Seven“ – zuletzt für den Löwenanteil der Kursgewinne verantwortlich waren, und Europa, wo die „GRANOLAS“ die Börsen dominiert haben.

 
Wir sehen in einer Vielzahl von Sektoren gute Anlagemöglichkeiten, darunter Banken, Versicherungsgesellschaften, Gesundheits- und Phamaunternehmen sowie Infrastrukturwerte wie Häfen und Flughäfen. Wenn etwas diesen positiven Ausblick für Indien trüben könnte, dann die Geopolitik. Aufgrund der hohen Abhängigkeit der indischen Wirtschaft von Energieimporten könnte das volatile geopolitische Umfeld die Fortsetzung des starken Wachstums gefährden, falls es dadurch zu einem Anstieg des Ölpreises kommen sollte. Das Wahlfieber hat Indien bereits erfasst, und wir gehen davon aus, dass sich die derzeitigen Wachstumsfortschritte nach den für April und Mai angesetzten Parlamentswahlen mittelfristig weiter festigen werden.

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