Gold, Silber und Minenaktien: Noch Luft nach oben?

Ned Naylor-Leyland teilt seine Einschätzungen zur aktuellen Entwicklung des Goldpreises und erläutert seinen Ausblick für Silber und Gold- und Silberminenaktien, die häufig als Pendants zu Gold mit höherem Beta betrachtet werden.
24 Juli 2025 4 Minuten

Der inflationsbereinigte US-Dollar-Goldpreis ist aus einem 43-jährigen Bärenmarkt ausgebrochen. Das hat auch Auswirkungen auf den Silberpreis und auf Gold- und Silberminenunternehmen.

Im Juni erreichte Gold seinen bisherigen Höchststand (zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels). Die Entwicklung des Goldpreises spiegelt mehrere Faktoren wider: die Schwächung des Dollars durch die Politik von US-Präsident Trump, Sorgen über die Schuldenlage der USA und die vermeintliche Krisensicherheit von US-Staatsanleihen, den Status von Gold als sicherem Hafen in Zeiten geopolitischer Spannungen und Marktunsicherheit sowie die Aussichten für die Realzinsen.

Der Dollar hat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gegenüber einem Währungskorb fast 11% an Wert verloren und hatte damit sein schlechtestes erstes Halbjahr seit 1973. Die Unsicherheit über die langfristigen Auswirkungen von Trumps Zoll- und Fiskalpolitik dürfte die Märkte noch länger beschäftigen. Es wird geschätzt, dass das von Trump am 4. Juli 2025 unterzeichnete Steuer- und Ausgabengesetz „Big Beautiful Bill“ die US-Staatschulden in den nächsten zehn Jahren um rund 2,4 bis 2,8 Billionen USD erhöhen könnte.

Unserer Ansicht nach erleben wir derzeit eine beschleunigte Phase des Kaufkraftverlusts staatlich ausgegebener Währungen. Genauso wie der Dollar haben auch das britische Pfund, der Yen und der Euro in den vergangenen Monaten gegenüber Gold an Wert verloren.

Mit Gold sind viele Anleger vertraut – mit zwei verwandten Vermögenswerten aus der Welt der Währungsmetalle dagegen weniger: Silber und Gold- und Silberminenaktien.

Silberknappheit

Silber ist ein Währungsmetall und ein etwas volatileres Pendant zu Gold. Es hat ein höheres Beta und folgt in der Regel der Entwicklung des Goldpreises – bei höheren Ausschlägen nach oben und unten. Ein meiner Ansicht nach besonders attraktives Merkmal des weißen Metalls ist seine strukturelle Knappheit.

Silber dient nicht nur als Wertspeicher, sondern auch als Industriemetall, da es die höchste elektrische Leitfähigkeit aller Elemente aufweist. Über 60% der Silberproduktion fließen in industrielle Anwendungen: Elektronik und Technologie, darunter leistungsstarke Batterien, Solarmodule, Plasmabildschirme und zunehmend auch medizinische und militärische Ausrüstung.

Die Silbernachfrage aus der Industrie stieg 2024 um 4% auf 680,5 Millionen Feinunzen und erreichte damit das vierte Jahr in Folge einen neuen Rekordwert. Nach Angaben des Silver Institute überstieg auch die Silbernachfrage im vergangenen Jahr zum vierten Mal in Folge das Angebot.1

Diese Silberknappheit ist auf Dauer nicht tragbar. Anders als bei Gold gibt es keine Silbervorräte. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres ist der Silberpreis parallel zum Goldpreis gestiegen (Silber in Dollar: +27%, Gold in Dollar: +26%2). Im Gegensatz zu Gold notiert Silber jedoch weiterhin unter seinem 1980 markierten Allzeithoch von 50 USD pro Feinunze. Um dieses Niveau wieder zu erreichen, bedarf es zusätzlicher Kapitalzuflüsse, für die wir erste Anzeichen sehen.

Geld fördern

Damit kommen wir zu Gold- und Silberminenbetreibern. Diese Unternehmen entwickeln sich in der Regel sehr gut, wenn der Preis der von ihnen geförderten Metalle steigt. Momentan fördern die Minenbetreiber jede Menge freien Cashflow.

Wie Silber weisen auch Minenaktien in der Regel ein hohes Beta auf, sind daher volatiler als Gold und steigen generell etwas später im Zyklus als Gold.

Minenaktien sind in diesem Jahr gestiegen – der VanEck Gold Miners ETF weist ein Plus von 54% für die ersten sechs Monate auf. Dabei gab es in den letzten Quartalen Abflüsse aus ETFs – ein Nachfragetrend, der Fragen aufwirft. Die Profitabilität der Minenbetreiber steigt und ihre Aktien sind attraktiv bewertet: Im Verhältnis zum Cashflow und Nettoinventarwert – zwei Kennzahlen, die wir verfolgen – notieren sie unter dem langfristigen Durchschnitt.

Die Profitabilität der Minenunternehmen steigt schneller als ihre Aktienkurse – unterdurchschnittliche Bewertungen

chart 1
chart 2 Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf die zukünftige Performance. Hinweis: Die Abbildung (links) zeigt die Differenz zwischen dem Kurs des VanEck Gold Miners ETF und der Profitabilität von Minenunternehmen, gemessen an der All-in Sustaining Cost Margin (AISC-Marge), einer standardisierten Kennzahl zur Bewertung der Gesamtkosten, die bei der Produktion einer Unze Edelmetall anfallen. Quelle: BMO, Stand: 14.01.25. Abbildung (rechts), Bewertung von Silberminenunternehmen. Quelle: Jupiter, Stand: 19.06.25.

In den kommenden Wochen dürfte es dann auch endlich zu dem mit Spannung erwarteten Einstieg von Long-only-Investoren in diesen Sektor kommen – die Minenunternehmen sind operativ schlichtweg zu gut aufgestellt, um noch länger ignoriert zu werden. Das gleiche gilt für Silber und Gold, wo die Bestände von physisch besicherten Gold- und Silber-ETFs unter den Höchstständen von 2020 (Gold) bzw. 2021 (Silber) liegen.

Unsere Strategie ist in diesem Sektor seit mehr als einem Jahr bullish positioniert, und wir halten den Zeitpunkt für gut, um durch eine Beimischung von Silber und Minenaktien zu einer Goldallokation vom Renditepotenzial in diesem Bereich zu profitieren.

Gold und Silber sind echtes Geld und können nicht von Regierungen und Zentralbanken gedruckt werden, und Silber und Edelmetallminenaktien sind so etwas wie „Gold-Pendants mit höherem Beta“. Unserer Ansicht nach kommt Gold, Silber und Gold- und Silberminenaktien eine wichtige Rolle in einem breit diversifizierten Investmentportfolio zu – im aktuellen Markt- und Wirtschaftsumfeld mehr denn je.

Quelle

1https://silverinstitute.org/category/press-releases/. 16.04.25

2Bloomberg, Stand: 04.07.25. Vergangenheitswerte geben keinen Aufschluss über die künftige Wertentwicklung einer Anlage.

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