Im Film Soylent Green aus dem Jahr 1973 ist die Erde infolge von Überbevölkerung, Umweltverschmutzung und Klimawandel im Jahr 2022 so verwüstet, dass die Soylent Corporation die einzige verbleibende Nahrungsquelle herstellt. Wie Charlton Heston als Detektiv herausfindet, enthält diese menschliche Überreste.

 

Zum Glück lag diese dystopische Vision unserer Gegenwart, die zu jener Zeit relativ weit verbreitet war, in vielerlei Hinsicht falsch (wie die meisten Vorhersagen). Während der Klimawandel und die Umweltverschmutzung ganz zweifellos zu den drängendsten Problemen der Menschheit gehören, könnte sich die Angst vor einer Überbevölkerung als übertrieben erweisen.

 

Heute besteht die größte demographische Sorge darin, dass wir uns zu langsam vermehren, um das globale Wirtschaftswachstum auf dem Niveau zu halten, an das wir uns gewöhnt haben.

 

Um die Weltbevölkerung zu erhalten, muss die Reproduktionsrate, d. h. die durchschnittliche Anzahl der Kinder pro Frau, bei etwa 2 liegen. Weltweit lag dieser Wert nach Angaben der Weltbank im Jahr 2019 bei 2,4, wobei nur Sub-Sahara-Afrika (4,6), die arabische Welt (3,2), der Nahe/Mittlere Osten und Nordafrika (2,8) sowie Südasien (2,4) eine Reproduktionsrate von über 2 hatten.

 

Bei einer Weltbevölkerung von etwa 7,8 Milliarden Menschen zu Beginn des Jahres 20221, bedeutet eine Geburtenrate von 2,4, dass alle 40 Sekunden fast 100 Menschen hinzukommen. Das ist das Hundertfache des derzeitigen jährlichen Bevölkerungswachstums in den USA, das 2020 auf ein Rekordtief von 0,1 Prozent sank.

 

Die USA sind kein Ausreißer. Unter den zehn größten Volkswirtschaften der Welt hat laut Weltbank nur Indien (2,2) eine Reproduktionsrate von über 2,1.

 

Da in fast allen Industrieländern (sprich: den größten Konsummärkten) die Geburtenraten unter dem Reproduktionsniveau liegen, könnte das Wirtschaftswachstum ins Stocken geraten, wenn die Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten haben, Arbeitskräfte zu finden und zusätzliche Kunden zu gewinnen.

 

Mit einem Anteil von 69% am Bruttoinlandsprodukt (BIP)2 hängt das Wachstum in den USA sehr stark vom privaten Konsum ab. Die jährlichen Konsumausgaben in den USA steigen von etwa 48.000 Dollar pro Jahr in der Altersgruppe 25 bis 35 auf einen Höchststand von etwa 60.000 Dollar pro Jahr in der Altersgruppe 45 bis 54 an, bevor sie in der Altersgruppe ab 75 Jahre auf etwa 35.000 Dollar zurückgehen.3

 

Anders ausgedrückt sind die privaten Konsumausgaben in den Jahren der Kindererziehung am höchsten.

 

Auf diese Problematik zahlt auch die Tatsache ein, dass die Haushaltsbildung in den USA von 2010 bis 2020 auf ein Rekordtief von 9% gesunken ist, nachdem sie in den ersten zehn Jahren des neuen Jahrtausends nur um 11% gestiegen war. Eine Folge der langsameren Haushaltsbildung ist, dass Menschen erst später Eltern werden. Der Anteil der Amerikaner in den späten 20ern, die alleinstehend sind und keine Kinder haben, ist von 1986 bis 2013 von 36% auf 54% hochgeschnellt.

 

Für die USA und andere Länder ist die Einwanderung traditionell ein wichtiges Instrument, um eine Stagnation zu vermeiden, wie sie Japan erlebt hat. Durch die Covid-19-Pandemie und die restriktive Einwanderungspolitik der vergangenen Jahre belief sich die Nettozuwanderung in den USA nach Angaben des US Census Bureau in den Jahren 2020 und 2021 jedoch nur auf 247.000 – 76% weniger als 2015-16, als dieser Wert noch bei 1.049.000 lag.

 

Vor diesem Hintergrund ist durchaus denkbar, dass Staaten in den nächsten Jahrzehnten mit Anreizen um Zuwanderer konkurrieren werden – in Japan zum Beispiel wurde Ende 2018 ein Gesetz verabschiedet, das den Zuzug von Ausländern fördert, um den jährlichen Bevölkerungsrückgang von 400.000 auszugleichen.4

 

Die Schrumpfung wichtiger demographischer Gruppen kommt einer tickenden wirtschaftlichen Zeitbombe gleich. Nach Angaben des US Census Bureau ist die Zahl der Unter-18-Jährigen in den USA im Zeitraum 2010 bis 2020 um 1,4% zurückgegangen. Die Zahl der Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter (20-64) soll ab 2022 erstmals für mindestens vier Jahre schrumpfen. Besonders kritisch ist das, da der private Konsum fast 70% zum US-BIP beiträgt.
Auch das britische Office of National Statistics teilte am 12. Januar mit, dass die Zahl der Sterbefälle von 2020 bis 20455 voraussichtlich um 1,4 Millionen über der Zahl der Geburten liegen wird.

 

Der Rückgang des Arbeitskräfteangebots muss durch Produktivitätssteigerungen aufgefangen werden, die durch Megatrends wie mobile Konnektivität, das Internet der Dinge, Cloud Computing, Unternehmenssoftware, künstliche Intelligenz und Automatisierung vorangetrieben werden. Sowohl Arbeiter- als auch Angestelltentätigkeiten werden zunehmend automatisiert oder durch Roboter und Software ersetzt werden müssen.

 

Das Ergebnis ist, dass politische Entscheider, die immer noch der Industriezeitalter-Prämisse des immer größer werdenden Kuchens verhaftet sind, umdenken werden müssen.

 

Die politischen Entscheidungsträger folgen in der Regel der Lehre von Adam Smith, der das Bevölkerungswachstum und die produktive Reinvestition der Profite in seinem Werk Wohlstand der Nationen als wichtigste Wachstumstreiber hervorhob. Wenn jedoch das Wachstum des Arbeitskräfteangebots und damit auch das der Konsumenten ins Stocken gerät, liegt es an Smiths zweitem Motor des Kapitalismus, die Lücke zu schließen. Das Problem ist, dass die informationsabhängigen Unternehmen des digitalen Zeitalters viel weniger Kapital benötigen als die anlagenintensiven Unternehmen des Industriezeitalters. Dadurch schwimmt die Welt in Geld und hat nur wenige Möglichkeiten, diese Mittel produktiv einzusetzen.

 

Um die durch den Bevölkerungsrückgang verursachten Probleme in den Griff zu bekommen und das Pro-Kopf-Wachstum der Wirtschaft und der Gewinne aufrechtzuerhalten, müssen die Regierungen aufhören zu versuchen, den Kuchen mit inflationären fiskalischen und monetären Anreizen zu vergrößern, und stattdessen Wege finden, den vorhandenen Kuchen gleichmäßiger zu verteilen, indem sie Anreize für Produktivitätssteigerungen durch deflationäre Technologien schaffen.

 

Für die in Solyent Green dargestellte Höllenlandschaft war die Überbevölkerung maßgeblich mitverantwortlich. Eine sinkende globale Fertilitätsrate kann jedoch ebenso bedeutsame Auswirkungen haben: Sie könnte jahrhundertealte kapitalistische Theorien und Praktiken auf den Kopf stellen und ein neues Paradigma erfordern, um den Übergang zu einem längerfristig geringeren Wachstum zu bewältigen.
Das ist eine Aussicht, die für diejenigen, die den veralteten Systemen, Modellen und politischen Ansätzen des Industriezeitalters sehr stark verhaftet sind, schwer zu akzeptieren und zu verdauen sein könnte.

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