Die Renditen von Schwellenländeranleihen in Hartwährung sind seit Jahresbeginn um 2% oder mehr gestiegen – Staatsanleihen in Hartwährung haben in diesem Zeitraum fast 17%1 an Wert verloren. Hauptgrund sind die weltweit gestiegenen Zinsen. Sowohl im Vergleich zur historischen Norm als auch zu vielen anderen Segmenten der Anleihenmärkte erscheinen Schwellenländeranleihen inzwischen extrem attraktiv. In der Vergangenheit haben Schwellenländeranleihen von einem derartigen Bewertungsniveau aus tendenziell hohe risikoadjustierte Renditen generiert.
Anleger stellt dies vor die schwierige Frage, wann sie in den Markt einsteigen sollten – und was sie kaufen sollten.

 

Durch die Inflation stehen die Zentralbanken unter Druck. Die höheren Preise und eine restriktivere Geldpolitik drohen das Wachstum auszubremsen. Die russische Invasion in der Ukraine dauert an. China kämpft mit einer Wachstumsverlangsamung und seiner Null-Covid-Politik. Was die Bekämpfung der Inflation angeht, sind die Zentralbanken in den Schwellenmärkten jedoch bereits einen Schritt weiter. Viele dieser Länder profitieren von den höheren Rohstoffpreisen. Durch die neue Mittelschicht in den Emerging Markets (EM) ist der Konsum in diesem Ländern jetzt weniger abhängig von den Industrieländern.
Eine energiepreisbedingte Inflation und höhere Grundstoffpreise werden in der Regel als positive Faktoren für die Schwellenländer betrachtet. Einige Länder sind jedoch Nettoimporteure von Energie. Weizen und andere Agrarrohstoffe können erhebliche Auswirkungen auf Lebensmittelimporteure haben.

 

In unserem Team schürfen wir noch tiefer und stellen uns Fragen wie diese:
– Welche Auswirkungen könnten die höheren Preise auf Branchen- und Unternehmensebene haben?
– Könnte ein anhaltender Inflationsdruck die politische Stabilität gefährden?

 

Makroökonomische Schocks haben nur selten die gleichen Auswirkungen auf verschiedene Länder und Unternehmen: Im Normalfall gibt es sowohl Gewinner als auch Verlierer.

 

Das macht einen selektiven Ansatz bei Anlagen in den Emerging Markets unverzichtbar – und schafft ein hervorragendes Umfeld für wirklich aktive Manager.

Unser Team von EM-Kreditanalysten identifiziert potenzielle Gewinner und Verlierer: 

Alejandro di Bernardo Jupiter Credit Analyst

LatAm

Alejandro di Bernardo

Gewinner 

Mexico

Mexiko 

Mexiko ist ein Sonderfall, da Mexikos Wirtschaft stark vom Handel mit den USA abhängt. Obwohl das Land ein Nettoimporteur von Öl ist, stärkt der höhere Ölpreis die öffentlichen Finanzen durch höhere Steuereinnahmen der staatlichen PEMEX. Die Haushaltspolitik sollte in diesem Jahr diszipliniert bleiben und die Opposition im Kongress dürfte radikale Änderungen begrenzen. Daher bleiben wir in ausgewählten Versorgeranleihen und Titeln, die vom Wiederhochfahren der Wirtschaft profitieren könnten, übergewichtet. Wir bevorzugen Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen, da die relativen Spreads deutlich günstiger geworden sind. 

Brazil

Brasilien 

Unser Ausblick für Brasilien ist positiv. Das Land ist ein bedeutender Exporteur von Eisenerz und weichen Rohstoffen (wie Sojabohnen). Auf politischer Ebene gilt der ehemalige Präsident Lula als Favorit bei den diesjährigen Wahlen, und seine Bündnisse mit Parteien der politischen Mitte deuten auf einen gemäßigteren Ansatz hin. Wir bleiben taktisch übergewichtet in den Anleihen großer Exportunternehmen aus den Bereichen Chemie und Metalle & Bergbau, die höhere Kosten an ihre Kunden weiterreichen können. Außerdem halten wir einige Düngemittelproduzenten für attraktiv. Wir bevorzugen Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen. 

Guatemala

Guatemala

Wir halten an unserer positiven Einschätzung Guatemalas als größtem Land Zentralamerikas mit dem niedrigsten Schuldenstand im Verhältnis zum BIP in der Region fest. Das Land verfolgt eine umsichtige Haushaltspolitik, und dank rekordhoher Auslandsüberweisungen erwarten wir trotz des Inflationsdrucks für dieses Jahr ein höheres Wachstum. Wir bleiben übergewichtet in den Anleihen ausgewählter Unternehmen mit US-Dollar-Umsätzen oder Währungsabsicherungen. Aufgrund ihrer relativ günstigeren Bewertungen bevorzugen wir Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen. 

Verlierer 

Chile

Chile

Chile ist ein bedeutender Ölimporteur und die Energiepreise sind deutlich stärker gestiegen als der Preis von Kupfer, dem wichtigsten Exportgut des Landes. Außerdem sehen wir anders als 2021 nur begrenzten Spielraum für die Regierung, der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Gleichzeitig sorgen die andauernden Verfassungsreformen für politische Unsicherheit. Der Markt ist in unseren Portfolios durchweg untergewichtet und wir bevorzugen ein Engagement in Hochzinsanleihen aus dem Telekommunikationssektor, die wir für attraktiv bewertet halten. 

Peru

Peru

Peru ist ein Nettoexporteur von Basismetallen, aber wir bleiben vorsichtig. Die anhaltenden politischen Unruhen und das Risiko einer Amtsenthebung des Präsidenten machen die Zukunftsaussichten ungewiss. Aufgrund inkonsistenter Ausgabenziele könnte der hohe Kupferpreis zudem nicht zu der erwarteten Verbesserung der Haushaltslage des Landes führen. Wir bleiben neutral bis untergewichtet und bevorzugen ein Engagement in den Anleihen ausgewählter Bergbauunternehmen und Agrarrohstoffexporteure. 

Xuchen Zhang Jupiter Credit Analyst, Emerging Markets Debt

Asien 

Xuchen Zhang

Gewinner 

Indonesia

Indonesien 

Indonesien ist einer der wenigen Nettoexporteure von Rohstoffen in Asien. Die Haushaltslage und außenwirtschaftlichen Kennzahlen des Landes sollten sich weiter verbessern und das BIP-Wachstum robust bleiben. Die Zentralbank hat ihre wachstumsfördernde Geldpolitik konsequent fortgesetzt und die Inflation ist unter Kontrolle. Wir bevorzugen Explorations- und Produktionsunternehmen, die hohe Cashflows generieren, sowie Immobilienentwickler, die von der verbesserten Finanzsituation der privaten Haushalte profitieren werden. Trotzdem halten wir an moderaten Allokationen fest, da viele Unternehmen nach wie vor in erheblichem Umfang in der Kraftwerkskohleproduktion engagiert sind, was der Umstellung auf eine Netto-Null-Emissionen-Wirtschaft zuwiderläuft. 

Verlierer  

Philippines
Thailand
Vietnam

Südostasien – Philippinen, Thailand, Vietnam

Alle drei Länder sind Nettoimporteure von Rohstoffen, deren Haushaltslage sich verschlechtern wird. Darüber hinaus ist weiterhin unklar, welche Politik die neue philippinische Regierung gegenüber den einheimischen Konglomeraten, die den Löwenanteil der Dollar-Anleihen begeben haben, verfolgen wird. 

India

Indien 

Indien deckt etwa 85% seines Öl- und Gasbedarfs durch Importe: Jede Ölpreiserhöhung um 10 USD führt zu einem um 0,4% höheren Leistungsbilanzdefizit und einer um 0,5% höheren Inflation. Öl, Metalle und Düngemittel machen zusammen die Hälfte der indischen Importe aus. Daher ist dies ein schwerer Schlag für die Staatsfinanzen und die finanzielle Situation der privaten Haushalte. Es bedeutet aber auch, dass erneuerbare Energien als nachhaltige Lösung für die Regierung von größerer strategischer Bedeutung sind. Wir halten diesen Sektor weiter für interessant. 

Reza Karim Jupiter Fund Manager, Emerging Market Debt

EMEA

Reza Karim

Gewinner 

South Africa

Südafrika

Südafrika profitiert nicht nur von höheren Rohstoffpreisen und wird noch mindestens zwei Jahre einen Leistungsbilanzüberschuss aufweisen, sondern zeichnet sich auch durch eine glaubwürdige Geldpolitik und eine gute Inflationssteuerung aus. Südafrikanische Rohstoffexporteure erscheinen besonders attraktiv. 

Nigeria
Angola

Afrikanische Ölexporteure Nigeria/ Angola 

Durch den hohen Ölpreis dürfte Angolas Schuldenstand im Verhältnis zum BIP stark zurückgehen. Außerdem ist das Land nahezu autark, was die Lebensmittelimporte angeht. Nigeria profitiert ebenfalls vom hohen Ölpreis, allerdings in geringerem Maße. Außerdem ist die Förderung hinter den Erwartungen zurückgeblieben und die Lebensmittelpreise sind stark gestiegen. 

Kuwait
Oman
Qatar
Saudi Arabia
UAE

Golfkooperationsrat

Der IWF erwartet, dass Kuwait, Oman, Katar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate in diesem Jahr dank des hohen Ölpreises hohe Leistungsbilanzüberschüsse verzeichnen werden. Hohe Haushaltsüberschüsse eröffnen viel größere Spielräume, um dem Anstieg der Lebensmittelpreise mit Subventionen zu begegnen. Die Region erscheint sehr viel stärker aufgestellt als zur Zeit des „Arabischen Frühlings“, mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit politischer Unruhen.

Verlierer 

Turkey

Türkei

Da die Türkei ein Energieimporteur ist, wirken sich die höheren Energiepreise natürlich nicht positiv auf die Handelsbilanz aus. Außerdem leidet das Land unter den negativen Auswirkungen der geopolitischen Spannungen auf den Tourismus. Die Türkei bleibt jedoch ein Sonderfall. Nach einer kürzlichen Researchreise sehen wir angesichts eines relativ akzeptablen Schulden/BIP-Verhältnisses und eines soliden Bankensektors keine Hinweise auf einen bevorstehenden Zahlungsausfall. Ob die derzeitige Währungsstabilität langfristig Bestand hat, ist jedoch fraglich, es sei denn, der Regierung gelingt es, neue innovative Programme zu entwickeln (wie z.B. die jüngsten steuerfreien TRY-Einlagen). Ein potenzieller Regierungswechsel im Jahr 2023 könnte positiv für das Land sein. Wir bleiben untergewichtet, aber aufmerksam. 

Ghana

Ghana

Das Land hat einen hohen Finanzierungsbedarf und praktisch keinen Zugang zu ausländischen Kapitalmärkten. Die Inflation ist hoch und das Haushaltsdefizit ebenfalls. Ohne eine glaubwürdige und starke makroprudentielle Politik ist mit Stabilität so schnell nicht zu rechnen. 

Egypt

Ägypten

Trotz der Währungsabwertung sind das Leistungsbilanzdefizit und die Inflation weiterhin hoch. Die Regierung ist den Forderungen des IWF nur sehr zögerlich nachgekommen. Der Zentralbank sind die Hände gebunden, da es nicht möglich ist, gleichzeitig den Wechselkurs zu fixieren und die Inflation zu bekämpfen. Das bedeutet, dass die Anleihenkurse weiter unter Druck stehen dürften. 

Fazit 

Die Erfahrung zeigt, dass sich die Renditen von Schwellenländeranleihen in der Regel nicht sehr lange auf einem so hohen Niveau bewegen, und Anleger sollten ein erneutes Engagement in der Anlageklasse oder eine Aufstockung bestehender Positionen in Erwägung ziehen. Gleichzeitig sind die Folgen einer höheren Inflation von entscheidender Bedeutung für die relativen Aussichten der Schwellenländer und -unternehmen. Daher dürfte ein aktiver, selektiver Ansatz wesentlich bessere Ergebnisse erzielen. 

1JPM EMBI Global Diversified (Gesamtendite in USD)

The Value of Active Minds: unabhängige Denkansätze

Ein wesentliches Merkmal des Investmentansatzes von Jupiter ist, dass wir unseren Fondsmanagern keine Hausmeinung aufdrücken, sondern ihnen die Freiheit geben, eigene Ansichten zu den Anlageklassen zu formulieren, auf die sie sich spezialisiert haben. Daher ist zu beachten, dass alle geäußerten Ansichten – einschließlich derjenigen, die sich auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Erwägungen beziehen – die des Autors/der Autoren sind und von den Ansichten anderer Jupiter-Anlageexperten abweichen können.

Anlagerisiken 

Marktbewegungen und Wechselkursschwankungen können dazu führen, dass der Wert von Anlagen steigt oder fällt, und es ist möglich dass Sie bei der Rückgabe Ihrer Anteile nicht den vollen Anlagebetrag zurückerhalten.

 

Bei Anlagen in sich entwickelnden geografischen Regionen besteht ein höheres Volatilitätsrisiko aufgrund von politischen und wirtschaftlichen Veränderungen. Die Gebühren und Aufwendungen sind gewöhnlich höher als in westlichen Märkten. Diese Märkte sind gewöhnlich weniger liquide und ihre Handels- und Abrechnungssysteme sind in der Regel weniger zuverlässig als in entwickelten Märkten, was zu großen Wertschwankungen oder Verlusten für das Investment führen kann. 

WICHTIGE INFORMATIONEN  

Diese Kommunikation richtet sich nur an professionelle Investoren * und nicht an sonstige Personen einschließlich Privatanlegern.

 

Dieses Dokument dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar.

 

Die hier geäußerten Meinungen sind die der Fondsmanager zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Kommentars. Sie stimmen nicht notwendigerweise mit den Meinungen von Jupiter insgesamt überein und können sich ändern. Das gilt insbesondere in Phasen, in denen sich das Marktumfeld sehr schnell verändert. Die Beispiele für Positionen dienen nur zur Illustration und sind nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren zu verstehen. Obwohl alle Anstrengungen unternommen werden, um die Richtigkeit der bereitgestellten Informationen zu gewährleisten, werden diesbezüglich keine Zusicherungen oder Gewährleistungen gegeben.

 

Herausgegeben im Vereinigten Königreich von Jupiter Asset Management Limited, eingetragener Gesellschaftssitz: The Zig Zag Building, 70 Victoria Street, London, SW1E 6SQ, Vereinigtes Königreich, zugelassen und beaufsichtigt durch die Financial Conduct Authority. Herausgegeben in der EU von Jupiter Asset Management International S.A. (JAMI), eingetragener Gesellschaftssitz: 5, Rue Heienhaff, Senningerberg L-1736, Luxemburg, die von der Commission de Surveillance du Secteur Financier zugelassen und beaufsichtigt wird. In Hongkong von Jupiter Asset Management (Hongkong) Limited (JAM HK) herausgegeben und nicht von der Securities and Futures Commission geprüft.

 

Kein Teil dieses Kommentars darf in irgendeiner Weise ohne vorherige Genehmigung von JAM, JAMI oder JAM HK reproduziert werden.

 

*In Hongkong bezieht sich der Begriff „professionelle Anleger“ auf die Definition der Securities and Futures Ordinance (Kap. 571 der Gesetze von Hongkong) und in Singapur auf „institutionelle Anleger“ gemäß der Definition in Abschnitt 304 des Securities and Futures Act, Kapitel 289 von Singapur.