Vielen bereitet die Frage, wie sie ihr Geld im aktuellen Umfeld anlegen sollen, Bauchschmerzen. Die Rendite aus globalen Aktien seit dem Tiefpunkt der Covid-Krise liegt bei fast 100%. An den Anleihenmärkten sind die Credit Spreads deutlich enger als in der Vergangenheit. Alejandro Arevalo, Head of Emerging Market Debt, zufolge sind Schwellenländeranleihen weniger überbewertet als viele andere Anlageklassen und bieten Anlegern einen breiten Markt mit attraktiven Anlagemöglichkeiten – wenn diese wissen, wonach sie suchen und wovon sie besser die Finger lassen.

 

Nach der außergewöhnlichen Performance risikoreicherer Anlagen seit dem Tiefpunkt der pandemiebedingten Marktverwerfungen im März 2020 sind wir an einem Punkt angelangt, an dem sich viele Investoren fragen: „Wo kann man jetzt überhaupt noch investieren?“ Einige Aktienindizes sind um rund 100% gestiegen. Verglichen damit sind die Renditen aus festverzinslichen Wertpapieren dürftiger ausgefallen – Hochzins- und Investment-Grade-Anleihen aus Schwellenländern haben „nur“ 36% bzw. 16% eingebracht (die entsprechenden Zahlen für die entwickelten Märkte sind ähnlich)1. Trotzdem weisen viele Marktbeobachter darauf hin, dass die Spreads im historischen Vergleich eng sind – bei den Investoren sorgt das für Nervosität.

 

Was Schwellenländeranleihen angeht, teilen wir diesen vorsichtigen Ansatz nur bis zu einem gewissen Punkt. Wir sehen keine kurzfristigen Auslöser für einen erheblichen Kursrückgang in den Emerging Markets (EM). Das Wirtschaftswachstum ist robust und viele Schwellenländer haben im Nachgang der Pandemie mehr Erholungsspielraum als die entwickelten Märkte. Die Sorgen über die Delta-Variante des Covid-Virus lassen nach. Die US-Notenbank (Fed) tut ihr Möglichstes, um den Märkten zu versichern, dass die Rückführung der Assetkäufe – das sogenannte „Tapering“ – nicht zu schnell erfolgen und nicht von sofortigen Zinserhöhungen gefolgt sein wird. In jedem Fall hat sich die Anlageklasse Emerging Market Debt (EMD) als widerstandsfähiger gegenüber höheren Zinsen und einem stärkeren US-Dollar erwiesen, als viele bisher dachten. Auch aus der Bewertungsperspektive betrachtet sind Schwellenländeranleihen gemessen an den Credit Spreads attraktiver als vergleichbare Anleihen aus Industrieländern.

 

Die Spreadverengung hat noch nicht die Ausmaße erreicht, die uns kurz vor der Covid-Krise dazu veranlasst hatten, das Risiko erheblich zurückzufahren. So halten wir auch eine weiterhin vergleichsweise gute Performance von EMD für realistisch. Sehr wichtig ist, dass wir in dieser Phase des Zyklus mit deutlich größeren Performanceunterschieden zwischen einzelnen Anleihen und Ländern rechnen. Die Frühphase des Zyklus, in der sich ganze Anlageklassen gleichzeitig von ihren Krisentiefs erholen, liegt inzwischen hinter uns. Durch das inzwischen erreichte, höhere Bewertungsniveau sind die Fundamentaldaten bei Anlagen an den Zinsmärkten jetzt ein sehr wichtiger Faktor. Anleger müssen wissen, wo sich eine Anlage lohnt und – genauso wichtig – wovon sie lieber die Finger lassen sollten.

 

Der chinesische Immobiliensektor ist dafür ein gutes Beispiel: Hier hat sich die gesamte Anlageklasse seit Jahresanfang sehr volatil gezeigt, vor allem aber zwei wichtige Titel, Huarong und Evergrande. Beide weisen einen sehr hohen Verschuldungsgrad auf und Gerüchte (auch wenn sie unbegründet sind) über die Zahlungsfähigkeit dieser Unternehmen und die Verlässlichkeit staatlicher Finanzhilfen haben zu heftigen Kursschwankungen bei ihren Anleihen geführt. Wir sehen zunehmende Hinweise auf größere Performanceunterschiede zwischen Unternehmen, da sich die Spreu immer mehr vom Weizen trennt. Für aktive Manager wie uns ist das eine sehr vorteilhafte Situation. Aufgrund des hohen Verschuldungsgrads des Unternehmens haben wir Evergrande noch nie geschätzt und hochwertigeren Titeln wie Kaisa den Vorzug gegeben. Zu Beginn des Zyklus, wenn die positive Dynamik alle Kurse antreibt, spielt das keine Rolle. Jetzt generiert es Alpha. Es hat es uns ermöglicht, wieder in chinesische Immobilientitel zu investieren, weil diese Entkopplung von „guten“ und „schlechten“ Unternehmen ein selektives Vorgehen belohnt.

 

Einer der Vorteile einer Anlage in Schwellenländeranleihen ist die Breite der Anlageklasse. So konnten wir uns der Volatilität des chinesischen Marktes entziehen, indem wir diesen untergewichteten und anderswo investierten. Als sich dann wieder attraktiv bewertete Anlagemöglichkeiten auftaten, kehrten wir an diesen Markt zurück. An unserer weltweiten Diversifikation halten wir trotzdem fest. Eine Region, die wir aktuell für sehr interessant halten, ist Lateinamerika. Aufgrund ihrer Verflechtungen mit den USA als Treiber des globalen Wachstums ist diese Region in unseren Strategien seit einiger Zeit übergewichtet. Wir haben zuletzt wieder verstärkt in Kolumbien investiert. Durch einige erwartete Herabstufungen bot sich die Gelegenheit für einen Wiedereinstieg in einige unserer Ansicht nach interessante Titel zu einem günstigeren Preis – vor allem im Vergleich zu Kreditanlagen aus anderen Ländern wie Brasilien. In Peru ist der Haushaltsentwurf der neuen Linksregierung weniger radikal ausgefallen als erwartet und etwaige künftige Initiativen dürften durch ein konservativeres Parlament gezügelt werden. Daher haben wir uns auch hier wieder stärker engagiert.

 

Afrika ist eine weitere Region, die wir für interessant halten. Hier gibt es mehrere Länder, bei denen eine Verbesserung der Fundamentaldaten mit relativ hohen Renditen zusammenfällt. Aus Anlegersicht halten wir das für eine sehr attraktive Kombination. Auch hier gehen wir allerdings sehr selektiv vor. Zu den afrikanischen Ländern, in denen wir uns engagieren, gehören Nigeria, Marokko und Sambia. In Europa kam es Anfang des Jahres durch die Angst vor einem Krieg zwischen Russland und der Ukraine sowie durch die Entlassung des türkischen Zentralbankchefs zu einer erhöhten Volatilität. Dadurch eröffneten sich Anlagemöglichkeiten auf einem günstigeren Bewertungsniveau, die wir genutzt haben. Im Nahen Osten schließlich profitieren Oman, Bahrain und die VAE weiterhin von den höheren Energiepreisen und der regionalen Stabilität.

 

Nach einer derart starken Performance, wie wir sie zuletzt insbesondere an den Aktienmärkten gesehen haben, ist leicht verständlich, dass sich viele Investoren jetzt fragen, wo sie ihr Geld noch anlegen können. Trotz der sehr attraktiven Renditen und vergleichsweise weniger überzogenen Bewertungen dieser Anlageklasse wird Emerging Market Debt, und vor allem EM-Unternehmensanleihen, in diesem Zusammenhang häufig übersehen. Dabei können Schwellenländeranleihen als breite Anlageklasse, die vielen Anlegern weniger vertraut ist als die entwickelten Märkte, insbesondere aktiven Investoren mehr Anlagemöglichkeiten bieten.

 

1 Die Gesamtrenditen der MSCI World und S&P 500 Indizes belaufen sich auf +96% bzw. +101%. JP Morgan Corporate Bond Index High Yield +36% und Investment Grade +16%. 20. März 2020 bis 30. August 2021

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