Ned Naylor-Leyland, Head of Strategy, Gold & Silver, hält Gold aktuell für interessant – während neue Covid-Varianten für Verunsicherung sorgen, notiert Gold deutlich tiefer als zu seinem Höchststand vor einem Jahr.

Konjunkturmaßnahmen schüren Inflationshoffnungen: Erhält Gold seinen Glanz zurück?

In Reaktion auf die Covid-Pandemie haben Zentralbanken in aller Welt mehr Geld in die Wirtschaft gepumpt und die Zinsen gelockert, um das Wachstum wieder in Gang zu bringen. Wiederholte Lockdowns zur Eindämmung des Coronavirus haben die Wirtschaftstätigkeit gravierend beeinträchtigt. Fortschritte bei den Impfprogrammen, vor allem in den Industrieländern, könnten die Inflation noch weiter anheizen.

 

Die makroökonomischen Aussichten sind jedoch unsicher, da neue Virusvarianten eine schnelle Rückkehr zur Normalität verhindern könnten. Das geldpolitische Umfeld ist seit mehreren Monaten weitgehend unverändert und wann immer sich die US-Notenbank (Fed) restriktiver geäußert hat, folgten unweigerlich Äußerungen anderer Fed-Vertreter mit einem expansiveren Tenor.

 

In diesem komplexen Szenario ist es wichtig, dass Investoren ihre Optionen genau prüfen. Wenn von der Inflation die Rede ist, kommt das Gespräch schnell auf Gold, das als natürlicher Inflationsschutz betrachtet wird. Gold und Silber gelten als Sichere-Hafen-Anlagen mit einer diversifizierenden Wirkung für das Gesamtportfolio. Der Goldpreis liegt jedoch deutlich unter seinem im letzten Jahr verzeichneten Höchststand.

Divergenz

Fondsmanager suchen gewöhnlich Anlagewerte, die günstig sind, sodass sie von einer künftigen Höherbewertung profitieren können. Aktuell ist an den Anlagemärkten das Gegenteil zu beobachten und es ist vor allem das Momentum, also die Gewinn- und Kursdynamik, welche die Performance und das Anlegerverhalten bestimmt.

 

Was das Potenzial für künftige Wertzuwächse angeht, erscheint jedoch insbesondere Gold derzeit interessant, nachdem Silber in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 die Nase vorn hatte. Der Grund: die Divergenz zwischen den realen Zinsen – dem Zinssatz nach Abzug der erwarteten Inflation – und dem Goldpreis, die negativ miteinander korreliert sind.

Sinkende Realrenditen bedeuten einen höheren Goldpreis

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Quelle: Bloomberg, stand 18.05.2021.

In der Vergangenheit hat eine derartige Divergenz in der Regel ein Vierteljahr und höchstens sechs Monate angehalten. Demnach müssten jetzt entweder die realen Zinsen oder der Goldpreis nachgeben. Gold muss kräftig aufwerten oder die Realzinsen sagen einen deflationären Ausverkauf voraus. Eine ähnliche Divergenz gab es 2019 – damals gipfelte diese in einem starken Anstieg des USD-Goldpreises.

Vorübergehende Inflation?

Einer der Gründe, warum diese Divergenz weiterhin Bestand hat, ist die von den Anleihenmärkten eingepreiste Erwartung einer lediglich vorübergehend erhöhten Inflation. Angesichts der massiven Ausweitung der Zentralbankbilanzen seit März letzten Jahres und des Anstiegs der Inflation sollte man meinen, dass das aktuelle Makroumfeld alle Voraussetzungen für einen Anstieg des Gold- und Silberpreises erfüllt. Dazu ist es jedoch nicht gekommen. Für uns ist das kein Problem, sondern eine Chance. Die Märkte haben eine eher vorübergehende als dauerhafte Inflation und die Erwartung einer Straffung der Geldpolitik und Rückführung der Assetkäufe eingepreist. Falls sich eine – oder beide – Annahmen als falsch erweisen sollten, sehen wir noch viel Luft nach oben für Gold und Silber.

 

Die Anleihenkurse signalisieren, dass die Marktteilnehmer optimistisch sind, was den Spielraum der Zentralbanken – insbesondere der Fed – für eine Straffung ihrer Geldpolitik angeht. Sie rechnen mit mehreren Zinserhöhungen und einer Rückführung der Assetkäufe. Die Fed ist seit rund zehn Monaten etwas restriktiver ausgerichtet. Im Juni sorgte sie für eine Überraschung, nachdem ihr aktualisierter „Dot Plot“ auf frühere Zinserhöhungen schließen ließ und somit Erwartungen schürte, dass die Inflation in Schach gehalten werden wird.

 

Vor diesem Hintergrund hat Gold kaum geglänzt. In einem restriktiven Umfeld sind die Aussichten für Kreditgeld etwas besser. Was wird den Anstoß für eine bessere Performance von Gold geben? Ein Faktor könnte sein, dass die Inflation offensichtlicher wird und sich an den Märkten die Erwartung durchsetzt, dass sie sich verfestigt. Ein starker Anstieg der Inflation ist schwer vorherzusagen und kündigt sich selten im Voraus an. Ein weiterer Faktor könnte eine Änderung im Narrativ der Fed sein. Die sehr ansteckende ‚Delta‘-Variante des Coronavirus, die sogar die Wirksamkeit der Impfstoffe in Frage gestellt hat, könnte die Fed dazu veranlassen, noch mehr Geld zu drucken. Momentan können Goldanleger nichts anderes tun als abzuwarten.

Kleinanleger springen auf den Trend auf

Interessanterweise haben die Märkte die Annahmen eingepreist, dass es sich bei der Inflation um ein vorübergehendes Phänomen handelt und die Geldpolitik gestrafft wird. Wenn eine oder beide dieser Annahmen falsch sind, wäre das gut für Gold.

 

Ein Faktor, der für eine hartnäckigere Inflation sprechen könnte, ist die Tatsache, dass wir uns in einem monetären Superzyklus und nicht in einem Rohstoff-Superzyklus befinden. Wenn die Zentralbanken noch mehr Geld in die Märkte pumpen sollten, könnten sich die Anleger von Bargeld und Anleihen abwenden und in Sachwerte umschichten.

 

Seit der Kapitulation der Privatanleger, die sich dem Weltbild der Anleihenmärkte bis vor etwa drei Monaten standhaft widersetzt hatten, haben der Silberpreis und die Kurse von Gold- und Silberminenwerten in den letzten Wochen nochmals nachgegeben. Die institutionellen Investoren hatten ihren Posten bereits im vierten Quartal 2020 verlassen. Das Verhalten der Kleinanleger könnte auch für eine Trendwende bei Gold und Silber sprechen.

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