Auch wenn COP26 nicht genug konkrete Beschlüsse hervorgebracht haben mag, hat die jüngste Klimakonferenz den Schwerpunkt im Kampf gegen den Klimawandel neu gesetzt. Umweltlösungen geben das Tempo für politische und regulatorische Initiativen vor. Und die Erwartungen an den nächsten Klimagipfel, die im kommenden Jahr stattfindende COP27, sind hoch. Jon Wallace, Fondsmanager, Environmental Solutions, und Rhys Petheram, Head of Environmental Solutions, erläutern, warum der Ausblick für umweltorientierte Anlagestrategien von den USA abhängt, und geben Einblicke in sechs wichtige Themen, die die Zukunft definieren werden.

 

Die Dynamik von COP26 muss aufrechterhalten werden

Die jüngste Klimakonferenz COP26 ist als Meilenstein bezeichnet worden. Unserer Ansicht nach ist sie aber trotz einer verschärften Rhetorik in Bezug auf die Klimakrise nicht weit genug gegangen. Umweltauswirkungen sind keine Nebensache mehr, sondern ein vorrangiges Anliegen für Politik und Anleger. Eines der positiven Ergebnisse des jüngsten Klimagipfels war die größere Fokussierung und Dynamik im Kampf gegen den Klimawandel. Mit Blick auf 2022 gilt es, diese Dynamik aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig muss dafür gesorgt werden, dass sich die Lücke zwischen den Bekenntnissen zum Klimaschutz und den tatsächlich umgesetzten Maßnahmen zunehmend schließt. Auch wir als Investoren sind hier gefordert. Die wichtigen Ziele in Bezug auf den Schutz des Klimas und des natürlichen Kapitals wird die Welt nur durch eine bessere Zusammenarbeit und weltweite politische Abstimmung erreichen können.

 

Wir hoffen, dass die in Glasgow eingesetzte positive Dynamik bis zur COP27-Konferenz, die im nächsten Jahr in Ägypten stattfinden wird, anhält. Regierungen und Unternehmen müssen in die Verantwortung genommen und die Entwicklung der Klimapolitik weiter vorangetrieben werden.

Werden die USA im Jahr 2022 zum Vorreiter im Klimaschutz?

Unser Ausblick für 2022 hängt in hohem Maße davon ab, was in den nächsten Wochen in den USA passiert. Der US-Kongress hat das ‚Build Back Better‘ Gesetz beschlossen, die Verabschiedung durch den Senat steht jedoch noch aus. Falls das Infrastrukturpaket mit den Schwerpunkten saubere Energie und Klimaschutz den Senat ohne nennenswerte Änderungen passieren sollte, wäre dies für die gesamte Branche von enormer Bedeutung.

 

Warum? Weil die USA einer der größten Treibhausgasemittenten der Welt sind. Dementsprechend groß sind die Geschäftschancen in Bereichen wie saubere Energie und Dekarbonisierung in diesem Markt. Die Verabschiedung des „Build Back Better“-Gesetzes würde Billionen von Dollar an Investitionen in nachhaltige Infrastruktur nach sich ziehen. Gleichzeitig würde dies dem Rest der Welt signalisieren, dass die Bekämpfung des Klimawandels für eine der größten Volkswirtschaften der Welt und ein Land, das sich im Klimaschutz bislang nicht mit Ruhm bekleckert hat, zur Priorität geworden ist.

 

Ein weiteres wichtiges Thema des nächsten Jahres wird die Entwicklung des Marktes für Nachhaltigkeitsanleihen sein. Für den „Green Finance“-Bereich war 2021 bereits ein Rekordjahr: Bis zum Jahresende dürften als Nachhaltigkeitsanleihen zertifizierte Bonds (Labelled Sustainability Bonds) mit einem Gesamtvolumen von mehr als 1 Billion US-Dollar an den Markt gekommen sein. Ein Großteil dieser Anleihen wurde im Vorfeld der COP26 emittiert. Um im kommenden Jahr ein ähnliches Emissionsvolumen zu erreichen, wird der Markt daher einen neuen Impuls benötigen. Auch hier werden die USA eine entscheidende Rolle spielen. Während mehr als 50% der weltweit ausstehenden Unternehmensanleihen von Emittenten mit Sitz in den USA begeben wurden, beträgt der Anteil bei Green-Bond-Emittenten nur 11%. Wenn die USA hier die Führung übernehmen und verstärkt auf nachhaltige Anleihen setzen, um eine größere Wirkung zu erzielen, würde dies erheblich dazu beitragen, die Klimakapitallücke zu verringern, und neue Chancen in der gesamten Branche eröffnen. Der „Elefant im Raum“ bleibt der US-Staatsanleihenmarkt – wenn hier vermehrt grüne Anleihen emittiert würden, dürfte das auch die Akzeptanz des Instruments insgesamt fördern.

Sechs Themen, die die Zukunft definieren werden

Auf Grundlage unserer Sektorexpertise und langjährigen Erfahrung mit erfolgreichen Investitionen in die Unternehmen von morgen haben wir sechs zentrale Anlagethemen identifiziert, von denen wir glauben, dass sie in den kommenden Jahrzehnten wichtige Lösungen zum Schutz des Klimas und des Naturkapitals hervorbringen werden:

 

  • Grüne Mobilität

  • Saubere Energie

  • Grüne Gebäude & Industrie

  • Nachhaltige Landwirtschaft & Landökosysteme

  • Kreislaufwirtschaft

  • Nachhaltige Ozeane & Süßwassersysteme

 

Diese übergreifenden Themen decken eine breite Palette von Unterthemen ab, die über die traditionell mit umweltorientierten Anlagestrategien assoziierten Themen hinausgehen und Fragen wie den Verlust der biologischen Vielfalt und weiterreichende Formen der Schädigung unserer natürlichen Umwelt umfassen. Dieser ermutigende Trend sollte sich fortsetzen und Stockpickern attraktive Anlagechancen in Anbietern von Umweltlösungen bieten.

Six key themes set to define 2022

Letztlich betrachten wir Technologie und Innovation als Schlüssel zur Bewältigung der Klima- und Umweltkrise. Anders als früher, als es genau umgekehrt war, geben Umweltlösungen jetzt das Tempo für politische und regulatorische Entwicklungen vor. Das ist erfreulich. Für die Umkehr der globalen Erwärmung bedarf es enormer Veränderungen. Aus Anlegersicht eröffnen sich dadurch bedeutende Möglichkeiten, Kapital für Unternehmen bereitzustellen, deren Umweltlösungen einen wichtigen Beitrag zur Realisierung der Nachhaltigkeitsziele leisten. Diese Lösungen gewinnen deutlich an Breite und erfassen auch Sektoren der Weltwirtschaft, die zuvor nicht betroffen waren. Die Einstellungen zu Klimalösungen ändern sich und führen zu einer Erweiterung der Wertschöpfungskette. Dadurch werden sich zahlreiche neue Anlagemöglichkeiten eröffnen. Wir sind gut positioniert, um diese zu identifizieren.

 

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