Mehr Optionen für Anleihenanleger durch fiskalpolitische Divergenz und geopolitische Unruhen

Vikram Aggarwal plädiert für ein aktives Management von Anleihenportfolios, da sich die globalen Märkte durch die divergierende Ausgabenpolitik der Staaten sehr unterschiedlich entwickeln.
30 Juni 2025 5 Minuten

Die Fiskalpolitik steht erneut im Fokus, da wichtige Industrieländer einen expansiven Kurs einschlagen, während viele Schwellenländer vorsichtiger vorgehen.

In den USA schätzt das überparteiliche Congressional Budget Office, dass Präsident Donald Trumps Steuer- und Ausgabengesetz „Big Beautiful Bill“ das Haushaltsdefizit bis 2034 um 2,4 Billionen Dollar erhöhen wird. Mit dem Gesetz will Trump Steuererleichterungen aus seiner ersten Amtszeit dauerhaft verlängern und seine Wahlversprechen zur Abschaffung der Steuern auf Trinkgeld und Überstunden einlösen. Außerdem sollen die Ausgaben für Grenzschutz und Verteidigung erhöht werden. Das Gesetz umfasst aber auch Ausgabenkürzungen, die insbesondere das Medicaid-Programm betreffen.

Die bestenfalls gemischten Ergebnisse der Abteilung für Verwaltungseffizienz (DOGE), mit der Trump massive Einsparungen im Staatsapparat durchsetzen wollte, haben die Hoffnungen auf einen radikalen Neustart in der US-Haushaltspolitik zerschlagen. Der Milliardär Elon Musk, der die Abteilung seit ihrer Gründung Anfang dieses Jahres geleitet hatte, ist aus der Regierung ausgeschieden und hat die Ausgabenpläne der Regierung scharf kritisiert. 

Eine fehlende Fiskaldisziplin ist heute ein Problem in Industrieländern und nicht in Schwellenländern

Staatsschulden/BIP, Industrie- und Schwellenländer im Vergleich
Chart 1 Quelle: IWF. Stand: 29.11.24

Auch in Europa ist die fiskalpolitische Lage nicht gerade rosig. Die geopolitische Neuordnung, die durch Trumps „America First“-Politik beschleunigt wird, hat Zweifel an der Stärke des seit dem Zweiten Weltkrieg bestehenden transatlantischen Verteidigungsbündnisses aufkommen lassen. Deutschland hat daraufhin angekündigt, 1 Billion Euro in die Stärkung des Militärs und den Ausbau der Infrastruktur zu investieren.

Die Bundesregierung hat ein neues Sondervermögen für Investitionen in Infrastruktur eingerichtet, das über einen Zeitraum von zwölf Jahren Kredite in Höhe von bis zu 500 Milliarden Euro aufnehmen darf. Außerdem hat Deutschland seine strengen Schuldenregeln gelockert und beschlossen, künftig alle Verteidigungsausgaben, die 1% des BIP übersteigen, von der Schuldenbremse auszunehmen. Darüber hinaus können sich die 16 Bundesländer künftig bis zu einer Höhe von 0,35% des BIP verschulden.

Angesichts der Bedeutung Deutschlands als größter Volkswirtschaft des Kontinents und seines Einflusses in der Europäischen Union könnten diese Schritte weitreichende Auswirkungen auf das restliche Europa haben. Während Deutschland dank seiner relativ niedrigen Schuldenquote Spielraum für höhere Ausgaben hat, trifft das auf andere große europäische Volkswirtschaften nicht zu: In Frankreich, Italien und Großbritannien zum Beispiel übersteigt die staatliche Neuverschuldung die jährliche Wirtschaftsleistung.

Während sich die Industrieländer damit abplagen, ihre Defizite zu und Schuldenberge abzubauen, erzielte Argentinien im vergangenen Jahr dank weitreichender Sparmaßnahmen einen Haushaltsüberschuss. Neben drastischen Personalkürzungen in der öffentlichen Verwaltung trieb die argentinische Regierung unter den Konditionen eines 20 Milliarden Dollar schweren Kreditpakets des IWF Reformen wie die Lockerung von Devisenkontrollen voran.

Diese Entwicklungen rücken die Fiskalpolitik in den Mittelpunkt des Interesses und die Geldpolitik stärker in den Hintergrund. Dadurch haben wir es jetzt mit einem ganz anderen Umfeld zu tun als in den Jahren 2022-2024, als die Zentralbanken ihre Geldpolitik aggressiv strafften, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen, nachdem es durch die staatlichen Konjunkturhilfen während der Corona-Pandemie zu einem starken Preisanstieg gekommen war.

Seither hat die Inflation deutlich nachgelassen (obwohl sie immer noch über den Zielwerten der Zentralbanken liegt), und das Zinsumfeld hat sich normalisiert. In vielen Industrieländern liegen die realen Zinsen jetzt wieder auf einem attraktiven Niveau. Die Renditekurven sind steiler geworden, wobei die expansive Fiskalpolitik insbesondere die Renditen am langen Ende der Kurve unter Druck setzt.

Das aktuelle Umfeld unterscheidet sich deutlich von dem der Jahre nach der globalen Finanzkrise, als eine ultralockere Geldpolitik die Renditen in großen Teilen des Anleihenuniversums in den negativen Bereich drückte. Heute bewegen sich die Renditen fast auf dem höchsten Stand seit der globalen Finanzkrise, was die Attraktivität von Staatsanleihen erhöht. Andererseits sind die Credit Spreads trotz des Risikos einer starken Spreadausweitung weiterhin eng. Damit ist dies ein optimaler Zeitpunkt für eine Umschichtung in „sicherere“ Staatsanleihen.

Die gute Nachricht

Staatsanleihen werfen wieder ordentliche Zinsen ab

Bloomberg Global Aggregate Treasuries Index - Rendite bis Fälligkeit - letzte 20 Jahre
Chart 2 Die angegebenen Renditen sind kein Hinweis und keine Garantie in Bezug auf die Höhe der zu erwartenden Ausschüttungen. In einem extrem volatilen Markt- und Wirtschaftsumfeld können die Renditen stark schwanken. Quelle: Bloomberg, Stand: 31.04.25

US-Präsident Trumps erratische Zollpolitik ist ein weiteres Thema, das die Sorgen und die Verunsicherung der Anleger verstärkt hat, da unklar ist, wie sich die Zölle auf Inflation und Wachstum auswirken werden. Bislang haben die USA nur mit Großbritannien eine Einigung erzielt. Mit anderen großen Handelspartnern wie China und der Europäischen Union wird noch verhandelt. Unterschiedliche Zollsätze für verschiedene Handelspartner dürften zu einer unterschiedlichen Performance der verschiedenen Märkte führen.

Geopolitische Risiken verstärken die Marktvolatilität zusätzlich. Mit dem Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat sich die Lage im Nahen Osten weiter zugespitzt. Dies und der andauernde Krieg zwischen der Ukraine und Russland haben die Unsicherheit an den Märkten insgesamt erhöht. Aus den schwelenden Spannungen mit China im Konflikt um Taiwan könnte ein weiterer geopolitischer Brennpunkt entstehen.

Ein neues, von einer erhöhten Makrovolatilität geprägtes Umfeld

Ein aktiver Investmentansatz für Staatsanleihen ist optimal

MOVE Index
Chart 3 Der MOVE-Index misst die Volatilität des US-Anleihenmarktes, indem er einen Korb von OTC-Optionen auf US-Zinsswaps nachbildet. Der Index bildet die implizite normale Renditevolatilität eines kurvengewichteten Korbs aus „At-the-Money“-Optionen mit einer Laufzeit von einem Monat auf 2-, 5-, 10- und 30-jährige Zinsswaps mit konstanter Laufzeit ab. Quelle: Bloomberg, Stand: 30.04.2025

Fiskalpolitische Divergenzen, zollbedingte Unsicherheiten und geopolitische Turbulenzen haben zu einer erhöhten Volatilität am Anleihenmarkt beigetragen. Die unterschiedliche Ausgabenpolitik der Regierungen spricht für einen aktiven Ansatz bei Staatsanleihen und Strategien wie unser Jupiter Global Government Bond Active ETF (GOVE) sind gut positioniert, um Chancen entlang der Zinsstrukturkurve und in verschiedenen Regionen zu identifizieren. Die aktuell hohe Renditestreuung zwischen verschiedenen Staatsanleihenmärkten verdeutlicht die Vorteile eines weltweit diversifizierten Staatsanleihenportfolios. In diesem Umfeld spricht unserer Ansicht nach viel für eine Diversifikation über verschiedene entwickelte Staatsanleihenmärkte und ein selektives Engagement in Schwellenländeranleihen.

Fondsspezifische Risiken

  • Währungsrisiko - Der Fonds kann Anlagen in verschiedenen Währungen halten und Wechselkursänderungen können dazu führen, dass der Wert von Anlagen fällt oder steigt.
  • Risiken im Zusammenhang mit der Währungsabsicherung von Anteilsklassen - Der Prozess der Währungsabsicherung von Anteilsklassen kann dazu führen, dass der Wert der Anlagen aufgrund von Marktbewegungen, Neugewichtungserfordernissen und im Extremfall durch den Ausfall der Gegenpartei des Absicherungsvertrags sinkt.
  • Zinsrisiko - Der Fonds kann in Vermögenswerte investieren, deren Wert empfindlich auf Änderungen der Zinssätze reagiert (z. B. Anleihen). Das bedeutet, dass der Wert dieser Anlagen aufgrund von Zinsbewegungen erheblich schwanken kann. Beispielsweise sinkt der Wert einer Anleihe tendenziell, wenn die Zinsen steigen.
  • Preisrisiko - Preisschwankungen bei finanziellen Vermögenswerten bedeuten, dass der Wert von Vermögenswerten sowohl fallen als auch steigen kann, wobei sich dieses Risiko in der Regel unter volatileren Marktbedingungen verstärkt.
  • Schwellenländerrisiko - Anlagen in Schwellenländern sind im Vergleich zu Anlagen in entwickelten Märkten potenziell mit einem höheren politischen Risiko und geringeren rechtlichen Absicherungen verbunden. Diese Eigenschaften können sich negativ auf den Preis von Vermögenswerten auswirken.
  • Contingent Convertible Bonds (CoCos) - Der Fonds kann in Contingent Convertible Bonds (CoCos) investieren. Diese Instrumente können infolge bestimmter auslösender Ereignisse erhebliche Verluste erleiden. Konkret können diese auslösenden Ereignisse zu einem teilweisen oder vollständigen Wertverlust führen oder die Anlagen können in Aktien umgewandelt werden, was ebenfalls mit erheblichen Verlusten verbunden sein kann.
  • Kreditrisiko - Der Emittent einer Anleihe oder einer ähnlichen Anlage in den Fonds leistet bei Fälligkeit möglicherweise keine Zins- oder Kapitalrückzahlungen an den Fonds.
  • Derivaterisiko – Der Fonds kann Derivate zur Generierung von Renditen und/oder Reduzierung von Kosten und/oder des Gesamtrisikos des Fonds einsetzen. Der Einsatz von Derivaten kann ein höheres Risikoniveau bedeuten. Eine kleine Bewegung im Kurs einer zugrunde liegenden Anlage kann zu einer überproportional großen Bewegung im Kurs der derivativen Anlage führen.
  • Liquiditätsrisiko (allgemein) - Unter schwierigen Marktbedingungen kann es vorkommen, dass sich nicht genug Investoren für den Kauf und Verkauf bestimmter Investments finden lassen. Dies kann Auswirkungen auf den Wert des Fonds haben.
  • Risiko des Ausfalls einer Gegenpartei - Das Verlustrisiko aufgrund des Ausfalls einer Gegenpartei bei einem Derivatkontrakt oder einer Verwahrstelle, die die Vermögenswerte des Fonds verwahrt.
  • Sub-Investment-Grade-Anleihen - Der Fonds darf einen erheblichen Teil seines Vermögens in Wertpapiere investieren, die von einer Ratingagentur mit einem Rating unterhalb Investment Grade eingestuft wurden. Bei ihnen wird das Risiko eines Kapitalverlusts oder einer Nichterfüllung von Ertragszahlungsverpflichtungen als größer angesehen als bei Anleihen mit Investment-Grade-Rating.
The value of active minds: unabhängige Denkansätze

Ein wesentliches Merkmal des Investmentansatzes von Jupiter ist, dass wir unseren Fondsmanagern keine Hausmeinung aufdrücken, sondern ihnen die Freiheit geben, eigene Ansichten zu den Anlageklassen zu formulieren, auf die sie sich spezialisiert haben. Daher ist zu beachten, dass alle geäußerten Ansichten – einschließlich derjenigen, die sich auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Erwägungen beziehen – die des Autors/der Autoren sind und von den Ansichten anderer Jupiter-Anlageexperten abweichen können.

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